Energieeffienz der Wärmepumpe ist wichtig, aber ist das Energiemanagment nicht fast noch wichtiger?

Ich habe angefangen zu planen. Meine neue mir selbst gestellte „Aufgabe“: eine Wärmepumpe anschaffen und damit einen 22 Jahre alten Gasbrennwertkessel ersetzen.

Motiv 1: Grundsätzlich möchte ich an der Wärmewende teilnehmen aus innerer Überzeugung.

Motiv 2: Die Förderbedingungen sind gut, bis Ende 2028 sehr gut, weil es den Geschwindigkeitsbonus von 20% gibt (2029 schmilzt der ab auf 17% usw.)

Motiv 3: Der Grund aber, jetzt schon damit zu starten - obwohl ich ja noch mindestens 4 Jahre Zeit habe - ist, dass ich seit Mai eine PV-Anlage (17 kWp) auf dem Dach habe.

Motiv 4: Die so unangenehmen, heißen und schwülen Sommer der letzten Jahre. Ich möchte das Haus von dann 26°C um 2° bis 3° über die Kühlung von Fußboden- und Wandheizung herunter temperieren.

Motiv 5: in den nächsten Jahren einen Intelligenten Stromzähler anschaffen und günstig Strom nutzen, der z.B. nachts angeboten wird.

Deshalb interessiert mich an der Wärmepumpendiskussion zur Zeit vor allem der Aspekt des Energiemanagements. Es geht also um die Aufgabe, Solarstrom aus der eigenen (bei mir plus eine vorhandene Solarthermieanlage). -Anlage intelligent und optimal zu nutzen. Sinnbild dafür ist das Smartphone: Steuerung von Wärmepumpe, PV-Anlage, Solarbatterie, (bei mir auch eine vorhandene Solarthermieanlage) mit der App. Meine Frage ist daher, inwiefern die Wärmepumpenhersteller an dieser Stelle eine überzeugende Lösung anbieten können.

Aber wie sich deren Angebote in diesem Punkt vergleichen lassen, davon habe ich noch keine Ahnung. Mein erster Eindruck ist: Ohne SG Ready-Schnittstelle geht es nicht, die Wärmepumpe sollte dieses Label haben. Und weiter?

Einer meiner ersten Gedanken: Die großen Hersteller können am ehesten und am schnellsten ein solches Energiemanagement programmieren. Die haben Geld, Manpower und lange Erfahrung, also Bosch, Viessmann, Vaillant. Können das aber auch die sympathischen Leute von Lambda aus Tirol mit ihrer Super-Energieeffizienz-Wärmepumpe?

Gibt es von Ihnen, lieber Alex, Tipps, wo ich dafür gute Informationen finden kann?

Hallo Micha,

Das Energiemanagement ist ja nicht allein auf die WP beschränkt. Die Hersteller verbauen ja erst einmal die SG Ready Schnittstelle und ggf. weitere, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen (Bis Ende 2023 EVU Abschaltung, ab 2024 Leistungsbegrenzung auf 4,2 KW). SG Ready hat primär erst einmal 4 Stufen: reduzierter Betrieb, Normalbetrieb, bevorzugter Betrieb, Zwangsbetrieb, wobei die letzten beiden Betriebsarten je nach Hersteller noch etwas unterschiedlich sein können.

Die andere Variante ist das Kommunikationsprotokoll, bisher Modbus oder neuerdings EEBus. Auf letzteres werden auch die kommenden Smart-Meter Gateways aufsetzen. Da funkt dann noch das BSI mit seinen Anforderungen dazwischen.

Solarthermie Unterstützung regelt die WP eigentlich selbst, sofern das vorgesehen ist.

Bei Energiemanagement geht es (für Dich) aber primär darum, den Strombezug bzw. die Kosten zu optimieren. Und dazu könnten auch durchaus unkonventionelle Methoden gehören wie z.B. das Übersteuern der WP. Wenn der Strom da ist, könnte man den einfach im WW-Speicher versenken. Oder die Frage, was packe ich in meine Batterie, wann gibt sie die Energie wieder ab, etc. Oder suche ich mir mit Smart-Metern einen variablen Stromtarif.

Bei dem Thema gibt es unterschiedliche Interessenlagen. Einerseits die Hersteller, die möglichst ihre eigenen Produkte verkaufen wollen, die EVUs, die aktuell über den ganzen Solarstrom gar nicht glücklich sind, und zuletzt auch alternative Stromanbieter, die ja primär Strom verkaufen und nicht einsparen wollen.

Dazu kommt, das einzelne Aspekte des Themas noch gar nicht final in trockene Tücher gewickelt sind. Der Gesetzgeber hat per Gesetz die Hoheit an die Bundesnetzagentur abgegeben, die strickt an den Rahmenparametern und die EVUs / Messstellenbetreiber müssen es umsetzen. Da ist noch viel im Fluss.

Es gibt schon Energiemanagementsysteme verschiedener Hersteller. Da gehts aber primär erstmal um die Frage, wie optimiere ich Fremdbezug, Eigenverbrauch und Batteriespeicher. Ob die allerdings (schon) alle zukünftigen Aspekte abdecken und inwieweit die herstellerübergreifend kompatibel sind, dass kann Dir der Hersteller nur selbst beantworten. Die werden sich aber erst mal auf das einschießen, was bekannt und sicher ist. Abgesehen davon ist dann noch die Frage, was sie selbst herstellen und was sie einfach nur zukaufen. Ich glaube da werden noch andere Hersteller im Markt auftreten.

Ja, Gedanken solltest Du Dir schon machen. Damit Du aber weißt, wo es etwas zu optimieren gibt, brauchst Du Datenmaterial. Du mußt also erst mal messen und aufzeichnen. Denn kein Hersteller kennt Dein Haus, Deine spezielle Ausstattung und Deine persönlichen Gepflogenheiten. Und hast Du Daten, kannst Du rechnen.

Ein großes Einsparpotential wirst Du aber schon dadurch erreichen können, dass Du gewisse Gepflogenheiten an das Wetter anpaßt. Also Mittags hält die WP die Füsse still, wenn der Backofen glüht. Oder gewaschen wird nur bei Sonnenschein.
Da gibt es in der Home-Automatisations-Szene schon länger ausgiebige Diskussionen drüber mit allerlei Bastellösungen, von Wasch-Ampel bis zur Tablet-Anzeige, damit Hausfrau / -mann weiß, wann gekocht und gewaschen werden darf. Durchaus kreativ, manchmal verrückt, aber genauso ein großer Erfahrungspool, was funktioniert und was eher nicht. Deshalb lohnt sich mitlesen, auch wenn man selbst gar nicht basteln will. Ich sag mal als Beispiel Beschattungsmanagement, wann lasse ich die Sonne ins Haus, und wann halte ich sie besser draussen. Mehr Öko geht fast nicht. Wenn die baulichen Gegebenheiten das hergeben.

Zu Deinen Motiven:
1+2: Das Klima wird es Dir danken
3: Wie erwähnt, Daten sammeln, ohne Daten guckst Du in eine Glaskugel, oder Du kannst den Werbeversprechen der Hersteller glauben, die auch Energie einsparen, die Du gar nicht verbrauchst.
4: Ja, können die meisten WPs, muss die Heizungssteuerung aber beherrschen, und feuchte warme Luft abzukühlen bedeutet sie wird noch feuchter, also Taupunktmanagement + ggf. Entfeuchtung.
Heizkörper taugen zum Kühlen nicht, FBH oder Wandflächenheizung geht, aber eben wegen Feuchte begrenzt. Aber auch dafür gibt es Lösungen, z.B. Umluftwärmetauscher mit Entfeuchtung.
5: Den bekommst Du sowieso, lt. Gesetz bis 2032. Ich müßte eigentlich schon einen haben, hab ich aber nicht, weil einfach regulatorische Grundlagen fehlten. Die sind (noch) im Fluss.
Ob Du mit dynamischen Stromtarifen - die ja an Smart-Metern hängen - wirklich einen Gewinn machst, dass weißt Du erst, wenn Du Daten hast. Die ganzen Umlagen mußt Du ja trotzdem bezahlen, negativer Börsenpreis klingt verlockend, aber nach Umlagen und Grundgebühr siehts anders aus.