Wow, 5-6h am Stück, das klingt gut, aber auch eben wiederum nicht.
Gedanken dazu:
Die 5-6h, die die WP nun zum Aufheizen braucht, hat das System ja über Nacht verloren. Das ist schon viel. Das bedeutet ja, sie läuft 5-6h unter Solltemperatur. Klingt nach kalten Füssen, zumindest zeitweilig, zumindest in einzelnen Räumen.
Jetzt liegst Du mit Deinen genannten Verbrauch ja um die 25.000 KWh, das sind 125 KWh/qm/a, wenn alles beheizt ist. Irgendwo im Mittelfeld, aber deswegen auch mit Potential.
So grundsätzlich solltest Du daran denken, dass Du Feuchtigkeit im Raum hast. Wenn der Raum kühler wird, dann bleibt die Wassermenge gleich, die rel. Luftfeuchtigkeit steigt aber, weil kalte Luft weniger Wasser halten kann. Der Effekt: Die Feuchtigkeit schlägt sich nieder. Es entsteht zwar Kondensationswärme, die geht aber über Nacht mit flöten. Am Morgen schickst Du dann Wärme rein und die verdampft erstmal das Wasser. Die Verdampfungswärme erhöht die Temperatur nicht. Pro L Wasser kannst Du 0,7 KW rechnen. Die absolute Feuchtigkeit im Raum liegt bei 10-12g / qbm.
Unterkühlung sollte man nicht nur wegen Schimmel tunlichst vermeiden, sondern kostet auch unnötig Energie. Darüber hinaus fühlt sich das unangenehm an.
Zusätzlich hast Du Räume mit FB und welche mit Heizkörpern. Also völlig unterschiedlichen Charakteristika. Da auch nur ansatzweise eine passende Heizkurve herauszufinden ist nicht so ganz einfach. Deine 125 KWh sind ja gemittelt, da mag der eine Raum 75 haben, ein anderer 200. Damit alle Räume warm werden, orientiert sich die Heizung an den 200, und alle anderen Räume werden dabei übersteuert.
Klassische Vorrausetzungen für eine Einzelraumregelung.
Ein Ansatz wäre den kritischsten Raum zu finden und darüber nachzudenken, wie Du mehr Wärme in den Raum bekommst. Z.B. größere Heizkörper oder ähnliches. Dann könntest Du den Vorlauf niedriger einstellen = besserer COP = weniger Energie. Weniger Übersteuerung.
In der Praxis ist und bleibt das System suboptimal, weil man ja nicht den ganzen Winter neben der Heizung steht und guckt, was sie tut. Dein Heizungsbauer kennt Dein Haus ja auch nicht, stellt die Kurve nach Gefühl irgendwie ein, wenn er sich Mühe gemacht hat, dann hat er auch vorher ein wenig gerechnet.
Ich habe in meinem Haus (BJ 1860, kernsaniert 2020) von Anfang an für eine Homematik (eQ3) geplant. Zuvor habe ich 6 Jahre damit herumexperimentiert. Bedeutet in jedem Raum elektronische Thermostate, die die HKV Ventile ansteuern. Und allerlei Schnickschnack und Sensorik. Damit lese ich (u.a.) auch meine WP aus. Da man damit alles mitloggen und grafisch aufbereiten kann, sehe ich genau, welcher Raum sich wie verhält und was meine Heizung wirklich macht.
Von Deiner Frage inspiriert lese ich nun auch den temporären COP mit aus wie auch die Kompressorzustände. Komme dabei im Moment auf 6-8 Takte.
Die Raumregelung erfolgt über die Thermostate, die kann ich ja in jedem Raum einstellen wie ich will, genauso die Nachabsenkung. Bei mir reichen 3 Grad (im Raum), damit die Ventile über Nacht zu bleiben. Und wenn es dann doch mal bitter kalt wird, dann verhindert das, dass der Raum zu sehr auskühlt. Andere Räume brauchen mehr Wärme, folglich heizen die auch in der Nacht etwas, damit sie nicht auskühlen.
Trotzdem hält die WP die Füsse still, weil genug Wärme im System ist.
Da ich mit meiner Homematik ganz viele Messpunkte habe, kann ich alles genau sehen, und das wiederum erlaubt mir zu erahnen, wie optimal die Anlage arbeitet. Genauso sehe ich, was eine Änderung eines Parameters (z.B. Heizkurve) bewirkt. Ich gucke mir nach 1-2 Tagen meine Grafiken an und ziehe meine Schlüsse.
Diese Erfahrung habe ich schon vorher gemacht, dass zu viel des Guten oftmals ein Schuss in den Ofen ist. Vielmehr bin ich zwischenzeitlich auf dem Trichter, möglichst wenig Schwankungen zu verursachen. Damit fahre ich besser als mit zu viel Regelungswut. FB ist ja ohnehin sehr träge.
Was im Winter funktioniert, geht natürlich auch im Sommer, da wird dann halt gekühlt und nicht geheizt. Und mit Solar dann umsonst, Sonne gibts ja dann genug.
Mit Solar (habe ich nun seit einem Monat auch) könnte man nun auf die Idee kommen, die Heizung bewußt zu übersteuern. Also den Strom vom Dach in das Heizungssystem zu pumpen. Der Gedanke ist gut, in der Praxis aber kaum umsetzbar. Das Dach liefert im Winter nur selten genug Leistung, um die Heizung damit voll zu versorgen. Im Winter deckt das im Schnitt 20-30% Deines Stromverbrauchs, es sei den Du hast 50 KW auf dem Dach. Der Effekt wäre, dass man die Übersteuerung überwiegend aus dem Netz zieht. Also teurer Strom mit schlechtem COP.
Anders ist die Situation, wenn man der Heizung mitteilen könnte, die Sonne scheint gerade, heize solange sie da ist. Oder mach mal Pause, weil gerade gekocht wird.
Kann man. Kann meine Homematik. Steht bei mir auf der Experimentierliste.
Die WPs sind auf Set und Forget ausgelegt, man stellt die einmal ein und ist glücklich. Der Laie soll ja daran gar nicht herumdrehen. Der Heizungsbauer könnte aber ganz viel mehr sehen und auch einstellen, mit entsprechendem Zugangscode des Herstellers. So eine WP hat ganz viele Parameter, die sich auch über Schnittstellen ansprechen lassen.
Die Hersteller sind ja auch schon selbst auf den Trichter gekommen, das man damit noch ein paar Euro verdienen kann, die unterschiedlichen Systeme müssen ja irgendwie miteinander harmonieren. Für den Benutzer aber auch eher wieder eine Blackbox.
Langer Rede kurzer Sinn:
Deine Entscheidung war schon grundsätzlich richtig. Mehr Energie im System = längere Taktzeiten, weniger Verschleiß. Ob nun 3 oder 5 Takte macht den Kohl aber nicht mehr fett. In 20 Jahren heizen wie vielleicht schon mit interstellarem Weltraumschrott. Deine jetzt neue und supertolle Heizung ist in 20 Jahren ein Haufen Altmetall, genauso wie jetzt Deine Öl-Heizung.
Das ganze System ist immer ein Kompromiss aus vielen Einzel-Faktoren. Lebensdauer, Komfort, Energie-Einsparung, Bautenschutz etc. Sensorik hilft die Effekte zu verstehen und zu steuern. Das nächste Ziel wäre nun, in den folgenden 20 Jahren so viel aus der Anlage rauszuholen, dass Du damit dann den interstellaren Fusionsofen bezahlen kannst.