In unserem alten, aber insgesamt gut gedämmten Haus (ca. 60 kWh/qm/a) findet man noch einige Ecken an den Aussenwänden, die zu Versparkung neigen. Thema Taupunkt.
Jetzt habe ich angefragt, für diese Mauerlängen ein Wärmedämmverbundsystem zu installieren. Nachdem ich erste Angebote vorliegen hatte, erschien mir die Sache doch arg teuer. Die Idee: Vielleicht wird es günstiger mit Zuschüssen der BAFA. Da gibt es ja 20% plus für Einzelmaßnahmen.
Die Sache hat nur einen Haken. Nach Rücksprache mit einem befreundeten Energieberater müsste ich eine Dämmung von 13 cm vorsehen, um an die Förderung zu kommen. Stichwort „U-Wert“. Soviel Dicke will ich aber gar nicht: 1. aus Kostengründen und 2. aus ästhetischen (Fassadenplatten des Obergeschosses ragen nur ca. 13 cm vor das Mauerwerk des zu dämmenden Erdgeschosses).
Die Sache lässt sich so zusammenfassen:
8 cm Dämmung kosten 100%
13 cm Dämmung kosten 150%
Was nützt mir die BAFA Förderung von 20% wenn ich trotzdem teurer einkaufen müsste.
Der ehrliche Rat des befreundeten Energieberaters: Mach das, was Du brauchst, wird unterm Strich deutlich billiger, als die Auflagen für Einzelmaßnahmen zu erfüllen. Schließlich willst Du nur die Innenwandtemperatur nur über Taupunkt anheben und nicht ein KFW-irgendwas Haus bauen.
Erinnert mich an Vilfredo Pareto: 80% des Erfolgs für 20% des Aufwands, die restlichen 20% zum Ziel kosten dann 80%. So oder so ähnlich läuft das mit den Förderungen der Einzelmaßnahmen, wenn man denn ungefähr weiß, was man eigentlich will.
@Chris57 Wir hatten auch eine Grenze mit der Dämmstoffdicke wegen der Dachüberstände. Durch die Nutzung von stärker dämmendem Dämmstoff (Kingspan) konnten wir dennoch die geförderten U-Werte erreichen. Vielleicht wäre das für dich auch eine Option? Muss man gut durchrechnen.
Wir haben durch Eigenleistung viel gespart. Das Freigraben der Wände kostet Zeit und ist ein Knochenjob, ist aber machbar. Den Sockelanstrich haben wir auch selbst gemacht usw. Klar kriegst du 20% Förderung - aber 80% musst du halt selbst hinlegen…
Dank für die Antwort. Ich werde mir mal die Fassadenprodukte von Kingspan ansehen. Vielleicht komme ich damit ja die Kosten runter. Ich rechne da aber immer straight ohne Eigenleistung. Mal sehen, ob ich fündig werde.
Zum Thema Förderung und Finanzierung bin ich aber schon sehr skeptisch. Ich habe bisher alle Energiesparmaßnahmen an unserem Haus ohne Inanspruchnahme von Fördermitteln, Energieberater, … vorgenommen. Bin sicher, ich bin mit und nach Pareto da günstiger gefahren als mit voll aufgeblasenen Einzelmaßnahmen.
Ich verstehe ehrlicherweise nicht, wo der Aufschlag von 50% für den Upgrade bei WDVS von 8cm auf 13cm herkommt. Selbst bei Eigenleistung, wo nur die Materialkosten zur Buche schlagen, hättest du zwar etwa 50% Aufpreis bei den Dämmstoff, ja, aber das ist ja bei weitem nicht das einzige Materialposten (Kleber, Putz).
Die Pareto-Regel kann man bei Dir im aber generellen anwenden: wenn du in einem Altbau einen Verbrauch von nur 60kWh/m2 hast, dann hast du schon mehr als die 80/20 gemacht, eher 90/10 oder sogar 95/5. Sprich mit einigen deiner Sanierungsmaßnahmen warst du schon sowieso weit hinter dem wirtschaftlichen Bereich. Anders lässt sich ein Altbau (vor 1995 gebaut) nicht aus ein derartiges Standard bringen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du überhaupt noch eine Maßnahme findest, die wirtschaftlich wird – wenn, dann bei der Anlagentechnik. Auch die ersten 8cm Dämmung werden es nicht sein.
@Petr, Dein Einwand ist zweifellos richtig. Ich hatte allerdings gar nicht vor, am ohnehin schon niedrigen Energieverbrauch noch viel zu kratzen.
Es geht mehr um ein paar Außenwände, die noch aus 1954 stammen und wo es zu Versparkung kommt. Hatte ich schon in meinem ersten Eintrag angedeutet.
Wenn man sich also um diese „kosmetischen“ Einzelmaßnahmen bemüht, dann fällt das einfach aus dem Rahmen der Fördertöpfe heraus. Und wenn man sich dessen erstmal bewußt ist, lebt es sich ganz unbeschwert von irgendwelchen förderbedingten Auflagen und die Anwendung von Herrn Pareto erleichtert Entscheidungen.
Der hohe Preisunterschied bei der Dämmdicke kommt von den ausgelobten Angeboten der Handwerker. Die wissen genau, das es mit genannten 13 cm Einzelmaßnahme eine Förderung gibt und mit 8 cm eben nicht (der leidige U-Wert).
Wie auch immer, ich hatte vor einigen Jahren unser Haus von 180 kWh/qm/a auf 60 kWh/qm/a gebracht, nicht weil ich die Gasrechnung kürzen wollte, sondern weil es im Sommer einfach zu heiß war. Die Sache (von 180 auf 60, Dach, Fassade, Fußboden) hat etwa 500,-/qm gekostet. Alles ohne Förderungen aber frei nach dem Motto 70-80% reichen.
Das hat mit „wirtschaftlich“ nichts zu tun, eher mit „komfort“. Eine wirtschaftliche Betrachtung wird es dann, wenn ich geförderte Maßnahmen (eben die 10% Erfüllung) vergleiche mit 70-80% Erfüllung. Da schlägt Pareto voll zu.
@Chris57 Hört sich gut an. Sowas ist heute mit 500€/qm vielleicht gerade so mit Eigenleistung abbildbar, also nur Materialkosten. Mit Arbeit starten wir bei 1000€/qm bei einem sehr einfachen Bau, 1.500€ bei einem „normal komplizierten“ Altbau und worst-case 2.000€/qm. Alles dicker Daumen, aber als grober Orientierungswert OK.
@Petr, ich hab nochmal genau nachgesehen, welche Kosten mit der Verminderung der spez. Heizenergie verbunden waren.
2-Familienhaus, gesamt beheizte Fläche 221 qm.
Rein passive Dämm-Maßnahmen (Dach-Aufdoppelung, Fassadendämmung, teilweise nur bis Oberkante EG, Neue Fenster, nur doppelt vergl., Fußboden EG Glasschaumfüllung, 7 von 9 Veluxfenster mit Rolladen versehen): 135.232,- entspricht 612 ,-/qm
Aktive Maßnahmen (neue Brennwertthermen EG und OG, 2 Klimaanlagen EG): 16.782,- entspricht 76,-/qm
Die Arbeiten wurden alle von Handwerkern ausgeführt. Kleinere Eigenleistungen gab es nur im Trockenbau, Pakettbodenverlegung… Zeitraum von 2018 bis 2022.
Wichtig war einfach, sich nicht in den Förderdjungel des Bundes/KfW und Stadt/Gemeinden zu begeben. Dan wird es einfach nur teuer, ohne das es nach meiner Meinung was bringt.