Wärmepumpe: Welche Größe wählen?

Hallo!

Ich plane den Umstieg von einer Gasheizung auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die Heizlast für unser Haus ist mit 5,4 kW berechnet (Heizreport). Brauchwasser wird separat über eine Brauchwasser-Wärmepumpe bereitgestellt.
Der Installateur hat uns eine Stiebel Eltron WPL-A 05 HK Premium empfohlen mit 200 l Pufferspeicher. Also ca. 5 kW Heizleistung.
Wir haben im ganzen Haus Radiatoren und eine 13 kWp PV-Anlage mit 9 kW Speicher.

Wir haben dieses Jahr einiges an Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt (Dämmung, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung). Daher ist der zukünftige reale Verbrauch der Heizung noch nicht bekannt.

Was mich nun umtreibt ist die richtige Größe der WP: Die empfohlene WP hat eine geringere Heizleistung als die Heizlast des Hauses. Den Bivalenzpunkt setzt der Installateur bei -3 Grad an. Normaußentemperatur bei uns im Rheinland ist -9 Grad.

Ist die Leistung der WP nicht zu gering im Verhältnis zur Heizlast? Welchen Bivalenzpunkt sollte man wählen? Der Installateur meint, eine größere WP sollten wir auf keinen Fall nehmen…

Was meint ihr? Habt ihr Erfahrungen dazu? Und wie zuverlässig ist so eine Heizlastberechnung überhaupt?

Hallo Bille,

hat der installateur nur die Luft - Wasser Wärmepumpe empfohlen oder auch eine Alternative für eine Sole-Wasser WP?

Schau Dir mal die technischen Daten an: die Heizleistung gilt nur bei einer Vorlauftemperatur von 35 Grad. Deine Radiatoren sind vermutlich für eine Vorlauftemperatur von 35 Grad nicht vorgesehen.

Wie Du sicher an anderer Stelle gelesen hast, sind für uns eine Luft-Wasser-WP ein „no go“.

Im Datenblatt ist noch zu klären, warum die Anlage bei 2 Grad Außentemperatur eine geringere Heizleistung hat, wie bei -7 Grad. (Für die Auslegung ist aber die Norm-Außentemperatur anzusetzen). Ich kann mir das nur so erklären, daß dann ein elektrischer Heizstab hinzugeschaltet wird. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Zu guter Letzt: Ein Schallpegel von 48 dB halte ich für absolut untragbar und ich würde als Nachbar Dir den Betrieb untersagen.

Die Berufsgenossenschaft hat bei der Firma, wo ich vor langer Zeit gearbeitet habe, mal Nachts Schallpegel gemessen. Ich war überrascht, wie „laut“ nachts leise Geräusche sind. Ein ganz normales Gespräch war lauter als in einem gemischten Gewerbegebiet nachts zu lässig ist.

Zusammengefaßt: Ich persönlich würde eine andere Lösung vorsehen. Denk immer daran, der Istallateur möchte in erster Linie Geld verdienen.

Gruß von der Sonne

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Hi Sonne!
Vielen Dank für deine Antwort und deine Tipps!
Ich habe direkt mal nach einigen Daten geschaut.
Was die Leistung angeht, bin ich ganz zuversichtlich: A-7/W55: 4,94 kW bei 1,97 kW Leistungsaufnahme. Das ist also noch reiner WP-Betrieb und sieht in Ordnung aus.
Auch wenn es sich erschreckend klein anfühlt - wir kommen von 14 kW Gastherme. Wir haben ganz frisch gedämmt und eine Lüftungsanlage mit WRG verbaut.
Mit den Schallemmissionen bin ich echt unsicher. Wir können nur eine Luft-WP verbauen. Bohrung geht nicht, für Kollektor müssten wir die ganze Außenanlage abreißen :slightly_frowning_face:
Komischerweise gibt Stiebel Eltron sowohl als „normales“ Geräusch als auch beim extra reduzierten Nachtbetrieb gleichermaßen 48 dB an. Wofür dann die Leistung reduzieren, wenn die Lautstärke gleich bleibt?
Unser Installateur hat uns 2 Adressen genannt, wo er diese WP verbaut hat. Da werden wir im Winter bei kalten Temperaturen wohl ein paar Mal spazieren gehen…
Liebe Grüße,
Bille

Hallo Bille,

lad Dir mal das Planungshandbuch bei Stibel-eltron herunter.

Auf Seite 8 oberes Diagramm siehst Du genau, was ich meinte. Auf dem „Weg“ nach links (niedrigere Außentemperatur) geht es nie nach oben, sondern immer nur Abwärts oder gleichbleibend.

Dann such mal in der PDF nach dem Begriff „Zusatz“.

Auf Seite 4 findest Du „Integrierte Zusatzheizung für den monoenergetischen Betrieb“.

Auf Seite 6 („3. Treffer“) steht es dann: „Leistungsaufnahme Not/Zusatzheizung 6,2 kW“. Diese Zusatzheizung würde Stiebel-Eltron nie einbauen, wenn diese nicht nötig wäre.

Darunter steht übrigens 47 dB bei maximal reduzierter Nachtbetrieb.

Zurück zur Zusatzheizung: Da Du keine Fußbodenheizung hast, sondern nur Radiatoren, überleg mal mit Deinem Installateur, ob es für Dich die Möglichkeit für bivalenten Betrieb gibt. Z.B. könntest Du die Gasheizung noch behalten und damit das Warmwasser erzeugen und damit für die Minustemperaturen die Heizung unterstützen.

Wenn Du etwas für das Klima tun möchtest, dann wäre das solange die bessere Lösung, solange noch Strom aus Braunkohlekraftwerke erzeugt wird.

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag abend.

Gruß von der Sonne

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Hi @Bille ich habe mir das Datenblatt nicht angesehen, aber ein paar Gedanken dazu.

Wärmepumpen können beim Modulieren ihre Leistung meist auf 20-25% der Maximalleistung reduzieren. Wenn du also 5KW Leistung hast, dann ist die Minimalleistung 1KW. Die meiste Zeit im Jahr brauchst du aber nicht die Maximalleistung, sondern deutlich weniger, teilweise auch weniger als 1KW. Durch die etwas kleinere Auslegung versucht man zu verhindern, dass die Wärmepumpe im Frühling zu oft an und ausgehen muss… wobei das mit einem Pufferspeicher mit 200l nicht der Fall sein sollte.
Du musst jetzt natürlich auch schauen, welche Modelle es im Angebot gibt. Und wahrscheinlich ist das nächst größere Modell bei 7KW und davon würde ich dir abraten.

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Hallo Alex!
Danke für deine Antwort.
Ja, das nächstgrößere Modell hat 7 kW. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Heizungsbauer das empfiehlt. Aber er rät auch auf Rückfrage davon explizit ab, weil zu groß.
Ich habe von Stiebel Eltron nun auch eine Empfehlungsübersicht gefunden: bis 7 kW Heizlast wird die „kleine“ 5 kW-WP empfohlen.
Im Nachtbetrieb erzeugt die 5 kW-Pumpe dann bei A-7/W55 aber nur 3,2 kW. Das hieße ja dann, dass das Haus in kalten Nächten auskühlt, oder? :cold_face: Dann bräuchte man ja tagsüber wieder mehr Leistung, um das auszugleichen.
Viele Grüße,
Bille

Hallo Sonne!
Wie genau heißt denn dieses Handbuch? Ich kann die Stellen, die du angibst, leider nicht finden…
Viele Grüße,
Bille

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Hallo Bille,
Sehe Dir mal dieses Video an, da wird ganz viel erklärt…

Dimensionierung:
Da ja jeder so seine persönlichen Präferenzen hat, sind natürlich Ist-Daten die beste Grundlage. Mit Dämmung wird es weniger, die Frage ist eben wieviel. Für die Lüftung mußt Du wieder etwas draufrechnen, je nach Effizienz der Wärmerückgewinnung.

Ich fürchte allerdings, dass Du bei ca. 5KW sowieso schon an der Untergrenze bist, was Du an klassischen WPs so kaufen kannst. Wichtig ist - machen aber die meisten WPs - dass die WP herunterregeln kann. Also bei geringerem Wärme-Bedarf auch weniger Leistung bringen. Das dient dazu, die Taktung zu verlängern, damit die WP nicht ständig ein- und ausschaltet. Schont den Verdichter.
Die Heizleistung bei niedrigeren Temperaturen sollte ausreichen, auch ein paar kalte Tage zu überbrücken. Einen Heizstab haben die meisten WPs auch, ab einer definierten Temperatur ist die WP nicht mehr effizient, so dass der Heizstab zuheizen oder komplett übernehmen kann. Analog natürlich, wenn der Verdichter ausfällt (Notbetrieb).

Heizkörper
Deine Heizkörper sind ja mal (vielleicht) auf den damaligen Wärmebedarf berechnet worden.
Viele Hersteller bieten Leistungsrechner an. Die kannst Du nutzen, deine bisherigen Heizkörper da einzugeben und zu sehen, was sie bisher an Wärme eingebracht haben. An der Summe kannst Du dann auch ansatzweise abschätzen, ob der damalige Heizungsbauer wirklich gerechnet hat, Heizleistung der Heizkörper muss ja zur Heizleistung des Wärmeerzeugers passen.

Wenn Du dann eine niedrigere Vorlauftemperatur eingibst, dann siehst Du, welche Leistung Deine Heizkörper noch abgeben können. Das muss reichen, um genug Wärme ins Haus zu bringen.
Daraus leitet sich dann auch die notwendige Vorlauftemperatur ab.
Nicht ganz unwichtig für die WP Auswahl, die WP muss ja diese Vorlauftemperatur liefern können.

Du kannst Dich aber ggf. auch entscheiden, in einzelnen Räumen größere Heizkörper zu verwenden, z.B. 3 Platten statt 2 Platten.

Zu Zeiten, als Energie noch billig war, wurde ohnehin gerne überdimensioniert bzw. eher über den Daumen gepeilt.

Technik
Wasser-Wasser WPs haben nicht nur weine längere Lebenserwartung, sondern auch einen höheren COP (1-1,5 mehr), ist aber nicht überall umsetzbar. Brunnen oder Bohrungen können teurer werden als die ganze Anlage. Für den Heizungsbauer ist eine Luft-Wärmepumpe die einfachste Variante.
Wenn Du an Grundwasser o.ä. dran gehst, dann hast Du das Wasserwirtschaftsamt mit im Boot, mögen mache Heizungsbauer nicht.

Geräusche
Also erst einmal machen da viele Anbieter unterschiedliche Angaben. Die einen messen in 1m Abstand, die nächsten in 4m Abstand. Einen echten Vergleich hast Du nur, wenn Du vergleichbare Angaben nebeneinander stellst. Dafür gibt es eine DIN / EN. Maßgeblich ist aber gar nicht, was die Anlage selbst an Geräuschen produziert, sondern was davon beim Nachbar (und auch bei Dir selbst) ankommt. Die Lautstärke nimmt mit der Entfernung ab.
Als Lärmquelle kommt der Verdichter wie auch der Lüfter in Frage. Der Verdichter ist der unangenehmere Teil der Geräusche, weil eher ein niederfrequentes Brummen. Hier ist schon mal die Frage, ob der Verdichter im Gebäude oder im Aussenaggregat installiert ist. Auch sollte das Aussenaggregat möglichst frei stehen (3m Abstand von Wänden) und in eine unkritische Richtung blasen. Jede Wand sorgt für Schallreflexion, die das Schallprofil entscheidend verändern kann.
Einige WPs haben eine Nachtschaltung, die die Leistung und damit auch die Lärmemission reduziert. Das machen die meisten WPs ohnehin im Teillastbereich. Wir reden hier demnach vom Vollastbetrieb, der in der Regel aber nur dann benötigt wird, wenn es draussen richtig kalt ist.

Im Internet gibt es ein paar Schallrechner, da kann man das Aggregat eingeben und die Umgebungs- / Aufstellsituation, und der rechnet dann, was wo an Schall noch ankommt. Das vorher zu machen gibt einem zumindest Gewissheit, ob der Nachbar zum Problem werden könnte.

Kombination mit PV
Da Deine PV nachts keinen Strom liefert, macht es ja durchaus Sinn, sie nachts möglichst still zu halten. Dann störst Du auch keine Nachbarn im Tiefschlaf. Die Nacht-Leise Schaltung der WP ist eine Sache, Nachabsenkung am HZ-Ventil oder Nachtabschaltung über die WP eine andere Option.
Die Größe des Pufferspeichers könnte Dich ebenso über die Nacht bringen. Dass die WP das dann tagsüber wieder ausgleichen muss ist klar, aber zumindest hast Du da dann auch PV Strom.

Wie gut das funktioniert hängt davon ab, wie hoch Deine Wärmeverluste jetzt noch sind. Auch eine Komfortfrage.

Hersteller
Technik entwickelt sich stetig weiter. Bei der Auswahl der richtigen WP sollte man immer prüfen, ob die vom Heizungsbauer genannten Geräte dem Stand der Technik entsprechen. Wichtig ist dabei aber auch, dass Ersatzteile zu bekommen sind. Das ist bei Herstellern kritisch, die gerade erst auf den Zug aufgesprungen sind und Ihre Etiketten auf Fremdgeräte draufkleben. Für sinnvoller würde ich einen Hersteller erachten, der schon länger solche Geräte baut.

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Danke @Bembi für die differenzierte Erläuterung!
Das Video habe ich noch nicht fertig geschaut, aber die 1. halbe Stunde ist schon mal sehr lehrreich. Gerade, was die Leistungsgrafiken angeht bei Außen- und Vorlauftemperaturen. Das kann ich auf die empfohlene WP anwenden.
:+1:

Du hast’s schon einige antworten bekommen.

Also in keinem Fall überdimensionieren.
Du hast einiges am Haus (zum positiven)geändert.
Dein Wärmebedarf sollte gesunken sein.
D.h. Jetzt erst mal mit der (alten) Gasheizung die Heizkurve anpassen.
Die Zeit ist jetzt günstig, senke Deine Heizkurve in kleinen Schritten ab.
Welche Temperatur ist bei - 9 Grad heute eingestellt?

Teste auch „Nachtabsenkung“, d.h. Sperre die Heizung von 22:00 bis 4:00. wenn möglich schaue wie lange die Gastherme dann ab 4:00 durchläuft.
Wenn die Temperatur nicht zu stark absinkt kannst Du später auch die WP nachts sperren. Dann hast Du weniger Starts und kannst tagsüber PV Ertrag mit nutzen
Kannst Du die Laufzeit und Modulation der Therme mit loggen, bzw. täglich Den Verbrauch aufschreiben?
daraus kannst Du den Wärmebedarf für jeden Tagt zur jeweiligen Temperatur (nachts /min, Tag max) ausrechnen und sehen, ob die 5W WP ausreicht.

Ggf. Wie schon von anderer Seite erwähnt die Gastherme erst Malerin lassen und bei Temperaturen ab -5 Grad bivalent mit Gas statt WPStrom heizen.
Viel Erfolg und Spaß beim Daten loggen/Sammeln und auswerten.

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